Herr Wöhrl eröffnet seinen Beitrag mit dem idyllischen Stadtleben der 40’er und 50′ Jahre. Es herrschte Harmonie zwischen den Verkehrsteilnehmer*innen. Es liest sich fast malerisch, wie die Leute brav auf dem Bürgersteig laufen und hin und wieder ein Auto vor einem Geschäft parkt. Er stellt ungesagt die Frage in den Raum, warum wir uns nicht auf die guten alten Zeiten zurück besinnen. Ihm scheint entgangen zu sein, dass sich die Anzahl der PKW in unserem Land seitdem weit mehr als verzehnfacht hat. Er spricht später vom Parken in zweiter und sogar dritter Reihe und verurteilt das, weil es den Verkehrsfluss stört. Bei der heutigen Anzahl der PKW müssten unsere Städte wohl vollständig aus Straßen bestehen, damit auch nur ein einziges Auto an den in fünfter oder sechster Reihe parkenden Fahrzeugen vorbeifahren könnte.
Noch ein Wort zur Harmonie zwischen den Verkehrsteilnehmer*innen. Unser Verkehr ist heute fast ausschließlich auf das Auto ausgerichtet, es kann lebensgefährlich sein auch nur eine Nebenstraße zu überqueren, die Belästigung der Anwohner kommt hinzu. Als Reaktion auf diese unverhältnismäßige Präsenz der PKW wurde, wie Wöhrl schreibt begonnen, einige wenige Bereiche des städtischen Lebens vor diesen zu schützen. „Dem Zeitgeist folgen“ – nennt Wöhrl das, und es klingt beinahe wie eine Beleidigung. Ja man folgte dem Zeitgeist, bei weitem nicht genug, doch man reagierte darauf, welche Gefahren und Unannehmlichkeiten die Omnipräsenz des Autos in der Stadt mit sich bringt.
Nur einen Absatz später wird Wöhrl nicht nur beleidigend, er scheint sich völlig von der Realität los zu lösen, in dem er schreibt, dass die Einbeziehung ökologischen Gedankenguts in der Verkehrsplanung „peinlich“ sei. Nur um sich ins Gedächtnis zu rufen: Der Verkehrssektor ist mit 30% Anteil am Primärenergieverbrauch in unserem Land ein gewaltiger Faktor für den Ausstoß von Treibhausgasen. Die einzig sinnvolle politische Antwort auf diesen Zustand als peinlich zu bezeichnen, zeugt von vollkommener Ignoranz gegenüber den globalen Problemen dieser Welt.
Laut Wöhrl setzte in den 90’er Jahren des letzten Jahrhunderts die „Verödung“ der Vorstädte ein.
Ein kleiner Blick auf die damaligen verkehrspolitischen Themen bringt zu Tage, dass zu diesem Zeitpunkt mit der Privatisierung der Bahn begonnen wurde. Um diese börsentauglich zu machen, ging die Bahn radikal aus der Fläche. Unzählige Trassen wurden stillgelegt und Vorstädte vom Schienenverkehr abgeschnitten. Die Bevölkerung war nur noch durch den Individualverkehr mobil. Laut Wöhrls Ausführungen also ideale Voraussetzungen für den Einzelhandel. In Wöhrls Universum kamen nun die global agierenden Unternehmen aufs Spielfeld und schlossen eine entstandene Lücke.
Auch hier zeigt sich seine Verweigerung vor der Realität. Diese Konzerne haben keine Lücke geschlossen; sie, genau wie die nun aufgeführten Internet Anbieter, haben den Kleinhandel nicht verdrängt weil sie mehr Parkplätze hatten, sie haben ihn verdrängt, weil sie billiger produzierten, durch Ausbeutung von Mensch und Umwelt. Wer glaubt die Masse der Verbraucher richte sich danach, zu welchem Laden eine gute Anbindung mit dem Auto herrscht, der irrt. Der Verbraucher richtet sich, getreu der kapitalistischen Maximen, nach dem niedrigsten Preis.
Wöhrl spricht als einen Kostenfaktor die Stellplatzablösung an und – welch eine Dreistigkeit- er erläutert sogar, dass diese öffentlichen Gelder in den Bau von Parkhäusern flossen, also in Nürnberg  zu großen Teilen in die Anlagen seiner eigenen Familie. Er lobt diese finanzielle Umverteilung bis zu dem Zeitpunkt, als auch der ÖPNV von diesen Geldern profitiert. Plötzlich ist die Stellplatzablösung ein untragbarer Kostenfaktor für den Einzelhandel. Wöhrl geht sogar noch weiter und bestätigt sein Image als Mensch, dem nichts an nachhaltiger Verkehrsentwicklung liegt, indem er diese Subventionierung der öffentlichen Verkehrsmittel als „Irrsinn“ bezeichnet. All dem setzt er die Spitze auf, als er erläutert, dass ein Parkhaus nachhaltiger sei als ein Bus und die Ausweitung von verkehrsberuhigten Bereichen, die beispielsweise auch für die Sicherheit von Kindern in der Stadt sorgen als unsinnig einstuft.
Der  Vergleich mit den USA in den 50er Jahren, nur wo es ausreichend  Parkflächen gäbe würde auch Umsatz generiert, hinkt enorm. Gerade Städte  mit überdurchschnittlichem Raum für PKWs wie etwa Detroit zeigen heute,  dass eine reine Fokussierung auf das Auto (hier sowohl als Lebensgefühl  als auch als Wirtschaftsfaktor) für eine Stadt tödlich sein kann.
Es  zeigte sich: Die reine Fokussierung auf das Automobil sowohl in Verkehr  als auch in Wirtschaft und Gesellschaftist hochriskant, gerade für ein  Land wie Deutschland.
Zu guter Letzt lässt Wöhrl alle Vorhänge fallen und wirft mit neoliberalen Floskeln um sich, um ein weiteres Mal zu beweisen, dass nach wie vor unzählige Menschen in der Öffentlichkeit die gute Mär vom freien Markt verkünden. Dabei ist es doch offensichtlich, wer den dezentralen Einzelhandel zerstört: Es sind nicht die fehlenden Parkplätze und die gesperrten Einfallstraßen, es ist der freie Markt, der zulässt, dass verantwortungslose Großkonzerne und Unternehmer*innen durch die schamlose Ausbeutung von Mensch und Natur mit ihren billigen Produkten die Städte und das Internet fluten.
Solche Berichte legen dem notwendigen Wandel in unserer Verkehrspolitik und Stadtentwicklung unnötig Steine in den Weg. Hoffen wir, dass die Verbraucher*innen in unserem Land die zynische Lobbyarbeit für das Auto und für Familie Wöhrls eigene Parkanlagen in diesem Artikel erkennen. Vielleicht können wir schon bald den unsäglich großen Flächenverbrauch, den die Parkhäuser in unseren Städten beanspruchen in etwas Sinnvolles, wie Wohnraum umwandeln, spätestens dann, wenn das Auto den letzten Tropfen Treibstoff aus dieser Erde gequetscht hat.

Deshalb stellt sich die GRÜNE JUGEND Nürnberg entschieden gegen Wöhrls realitätsfremde und ignorante Forderungen und fordert mehr Geld und Einsatz für nachhaltigen Verkehr und fairen Handel.